Luppenau

..Bratwurst, Lammkeule und gefärbte Eier - Artikel 2
      Ein kulinarischer Report in drei Artikeln
SAALE-ELSTER-AUEN-KURIER - April 2012
Autor: Ilja Bakkal

Eröffnung der Gaststätte "Zum Schloss Löpitz" am Karfreitag

Wie oft wurde in den letzten Wochen die Frage nach der Fortsetzung des Gaststättenbetriebes im Schloss gestellt?! Bärbel Schulze hat mit ihrer Küche, insbesondere bei Auswärtigen, Erwartungen definiert.


Schloss Löpitz im Frühling Foto: i.B.
Das alte Rittergut  strahlt, nicht nur wegen seines Ambientes in Park und Gaststube, schon immer über die Grenzen Luppenaus. Der Standort, inmitten einer an Schönheit ständig gewinnenden Natur, gelegen  am Jacobs- Pilgerweg, Goseweg und der Salzstraße, zieht Radfahrer, Pilger, aber auch Hochzeitspaare an.  Insbesondere die Bürger Luppenaus, die ansässigen Vereine, wünschen sich eine Gaststätte, die die ihren Vorstellungen gerecht wird.
Dieser Herausforderung stellen sich seit dem 6. April dieses Jahres Sylvia und Hans-Peter Kudrisch. Jeder Neubeginn ist eine aufregende Phase im Leben, insbesondere wenn die Überwindung bürokratischer Hürden das Datum eben dieses Anfanges bis zum letzten Moment unsicher erscheinen lässt. Zu spät für ansprechende Ankündigungen in der Presse, mussten ein Anschlag im Schaukasten der Speisekarte und Mundpropaganda genügen. Ob da überhaupt jemand kommt, fragte sich die Wirtin – zu Unrecht! Vor  12.00 Uhr trafen sich  auf dem Rondell etliche Kameraden, die nach den Aufräumarbeiten am Osterfeuer die Einladung auf ein Grillwürstchen zum Sonderpreis angenommen hatten. Feuerwehrleute lieben offensichtlich gute Grillwürstchen. Bei mir hatte die Ankündigung einer Lammkeule mit grünen Speckbohnen und Klößen bereits am Parktor den Appetit geprägt. Und im Vertrauen, ich fühlte mich in nahezu offizieller Mission, um Ihnen, liebe Leser, die noch keine Gelegenheit hatten, zu berichten. So beschloss ich, dem Lamm noch eine Zwiebelsuppe und ein Dessert hinzuzufügen.
Beim Betreten der Räumlichkeiten gefiel der geschmackvoll veränderte  Eingangsbereich.  Die meisten Tische  waren bereits besetzt und auf dem Tresen reihten sich Blumen, die wohl mehrheitlich Geschenke derjenigen Gäste waren, die ihrem Wirt nach langer Treue am alten Standort in Weißenfels, zur Eröffnung hier in Löpitz gratulieren wollten. Um 12.30 waren alle Plätze besetzt.

Stammgäste aus Weißenfels Foto: I.B.

Der Bericht: Die freundliche Wirtin servierte das Essen in angemessener Zeit auf vorgewärmtem Geschirr. Änderungswünsche abseits der Speisekarte (konkret: Salzkartoffeln) machten „selbstverständlich kein Problem“ und wurden mit frischer Petersilie gereicht. Zur Begrüßung gab es Schmalz, die Suppe war herzhaft, heiß, die Croutons knusprig. Der Hauptgang beängstigte vordergründig durch die Üppigkeit der Portion. Kennen Sie das Gefühl, dass nichts mehr hineingeht aber so gut schmeckt, dass man den Koch zu beleidigen glaubt, wenn etwas auf dem Teller bleibt? Und dann schafft man es doch, hilft der Tochter die auch nicht mehr kann und muss noch vom Wildschweinbraten der Gattin kosten, für Sie, liebe Leser, für den Bericht. Das Dessert habe ich nur noch in Trance wahrgenommen. Plötzlich hatten die Kinder wieder Kapazität, zerstocherten und raubten die kunstvolle Dekoration. Sie erkennen, dass ich, bei gegebenem Wortschatz, ausdrücken möchte, dass es sehr, sehr gut war.


Das wird die Sauce Foto: i.B.

Das bedeutet nicht, dass es mir sehr, sehr gut ging, im Gegenteil. Ich musste mich niederlegen und verschob das Fotografieren, nur ein paar Aufnahmen um 17.00 Uhr von der Begrüßung durch Ortsbürgermeisterin und Förderverein.

Am nächsten Tag klafften Erwartung und Realität weit auseinander. Ich wollte mich mit der Kamera in der Küche umsehen und bei dieser Gelegenheit durch die Speisekarte naschen. Stattdessen erhielt ich eine Lektion über die Zubereitung von Saucengrundlagen. Ich weiß jetzt wie sich Jus durch Zugabe von Rotwein zu Demiglac entwickelt, dass Wurzelwerk in einer separaten Pfanne angebraten, Aromastoffe freigesetzt, dass alles immer wieder mit Brühe oder Wein aufgefüllt, eingedickt und noch einmal... Parallel wurden Pute und Lamm angebraten, mit einem Sensor versehen und in den Ofen geschoben… 30 Jahre Erfahrung lassen alles entspannt und routiniert erscheinen. Hans-Peter Kudrisch erklärte seine Berufsphilosophie im Umgang mit Lebensmitteln und Gästen. Ich verabschiedete mich mit einem sehr guten Gefühl.